Schon als Kind mochte es Dominik Guhl, auf dem elterlichen Bauernhof zu helfen und mitzuarbeiten – vor allem in der Viehhaltung, bei den Maschinen und im Ackerbau. Seine Eltern setzten dabei nie voraus, dass er den Hof zukünftig auch übernehmen soll. „Ich denke, ein Punkt, der die Übernahme in vielen Familienbetrieben sehr schwierig macht. ist, dass ein gewisser Druck auf der nachfolgenden Generation lastet. Aber bei mir war es tatsächlich mein ganz freier Wunsch“, erzählt Dominik Guhl. Noch während er die Oberstufe eines Gymnasiums besuchte, entschloss er sich, eine Ausbildung zum Landwirt zu beginnen. Als Dominik Guhl seiner Mutter und seinem Vater eröffnete, die Schule deshalb vorzeitig beenden zu wollen, begegneten sie seiner Entscheidung zunächst mit Bedenken. „Meine Eltern wollten mir nicht ausreden Landwirt zu werden, sie haben jedoch ganz offen kommuniziert: Die Arbeit ist nicht die leichteste und woanders hätte ich wahrscheinlich deutlich einfacher Geld verdienen können. Aber der wichtigste Punkt war, dass sie letztlich hinter mir standen und mich unterstützt haben“, erinnert sich Dominik Guhl. Mit diesem Schritt fiel damals gleichzeitig die Entscheidung, dass er es sein würde, der das Familienunternehmen in vierter Generation übernehmen würde.

Die Entscheidung, den Familienbetrieb zu übernehmen, war Dominik Guhls eigener und freier Wunsch. Seine Eltern unterstützten ihn trotz anfänglicher Bedenken bei diesem Schritt.

Die Unternehmenskultur der Familie Guhl – partnerschaftliche Unternehmensführung und konstruktiver Umgang mit Meinungsverschiedenheiten

Insgesamt ist die Familie Guhl im Besitz von drei Unternehmen: Das Hauptgeschäft ist der Landwirtschaftsbetrieb – eine GbR, an der Sohn Dominik mit 55 % und sein Vater Karl-Heinz mit 45 % beteiligt sind. Ein weiterer Betriebszweig ist ein Lohnunternehmen, von dem beide jeweils zu 50 % Anteilseigner sind. Der Hofladen wiederum läuft ausschließlich über Mutter Sandra und Vater Karl-Heinz Guhl. Die Selbstvermarktung des gesamten Bauernhofs – ein arbeitsintensiver, aber entscheidender Teilbereich– übernimmt keineswegs eine Vermarktungsagentur, sondern Dominik Guhls Schwester Ann-Katrin gemeinsam mit ihrem Mann.

Als Dominik Guhl in das Landwirtschaftsunternehmen einstieg, erhielt die Familie Unterstützung vom Bauern- und Winzerverband bei der Erstellung und Prüfung eines Vertrags in der unternehmerischen Rechtsform einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Weitere externe Hilfe musste sie nicht in Anspruch nehmen, um die Nachfolge wirksam werden zu lassen. Die praktische Unternehmensführung entspricht unabhängig von der Anteilsaufteilung eher einer Partnerschaft als einer Unternehmenshierarchie. Anders als auf dem Papier gibt es in der Realität keine klare Trennung zwischen ‚Chef‘ und ‚nicht-Chef‘. In Entscheidungen war Dominik Guhl ohnehin schon lange vor seiner offiziellen Beteiligung als Mitinhaber eingebunden.

Natürlich haben auch Vater und Sohn gelegentlich unterschiedliche Ansichten. „Man muss, wenn man zusammen ein Unternehmen führt, nicht immer einer Meinung sein – im Gegenteil. Wichtig ist, dass Argumente immer willkommen sind und wir trotzdem an einem Strang ziehen. Am Ende wollen wir schließlich beide, dass es dem Betrieb gut geht“, beschreibt Dominik Guhl den konstruktiven Umgang des Unternehmerduos bei Meinungsverschiedenheiten. Dieser Umgang erstreckt sich auf die gesamte Familie, denn auch wenn Vater und Sohn die Personen sind, die entscheiden, dürfen und sollen alle Familienmitglieder stets ihre Meinungen und Gedanken einbringen. Und so ist der wichtigste Besprechungsort bis heute der Küchentisch, an dem alle gemeinsam über das Familienunternehmen reden.

Tipps von Dominik Guhl

  • Bei der Übergabe eines Familienbetriebs ist es das Wichtigste, dass man das gleiche Ziel vor Augen hat.
  • Eine Diskussion über den Betrieb darf nie dazu führen, dass man sich nicht mehr in die Augen gucken kann.
  • Ehrlich und direkt an die Sache rangehen, dann kann eigentlich nicht viel schief gehen.

Wachstum und Expansion in der Nachfolge – Wenn Erfahrung und neue Ideen sich verbinden

Seitdem sich Vater und Sohn die Verantwortung teilen, hat Dominik Guhl bereits einige neue Ideen in das Familienunternehmen eingebracht. So etwa ist der Betriebszweig des Lohnunternehmens maßgeblich durch ihn entstanden. Er erkannte das ungenutzte Potenzial der kostspieligen Maschinen, die sich im Besitz der Familie befanden, um Einnahmen zu generieren: Sie waren nicht ausgelastet und freie Arbeitskapazitäten standen auch zur Verfügung. Mit dem Einsatz der Maschinen in anderen landwirtschaftlichen Betrieben und dem zeitgleichen Ausbau der Selbstvermarktung wuchs der Bauernhof Guhl – so sehr, dass schließlich ein Auszubildender und ein weiterer externer Mitarbeiter eingestellt wurden.

Seinen Vater bezeichnet Dominik Guhl als „wichtigsten Berater“. Dass er mit neuen Ideen bei ihm stets auf offene Ohren trifft und frühzeitig Verantwortung übertragen bekam, betrachtet er als entscheidende Erfolgsfaktoren für die geglückte Nachfolge: „Wenn er meine Ideen abgelehnt und mir nicht so früh Verantwortung und Entscheidungsbefugnis übergeben hätte, würde ich heute nicht hier stehen.“

Das Thema „Abgeben und Loslassen“ spielt für die übergebende Generation, Mutter und Vater Guhl, keine große Rolle. Wenn Karl-Heinz Guhl irgendwann offiziell in Rente geht, wird das für den Betrieb kaum spürbare Auswirkungen haben, solange er noch fit ist und weiterhin mitwirken kann. „In landwirtschaftlichen Familienbetrieben ist es gang und gäbe, dass man so lange mitarbeitet, bis es nicht mehr geht“, beschreibt es Nachfolger Dominik Guhl. Die Familie betreibt Landwirtschaft nämlich nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern auch aus Leidenschaft und als Lebensmodell. Die Hofübergabe erfolgt somit, wie es bereits seit drei Generationen gehandhabt wird – fließend und ohne starre Grenzen.

Beschreibung des Unternehmens

Der Bauernhof Guhl in Gerhardsbrunn wurde 1959 gegründet und war bis vor zwei Jahren ein reiner Familienbetrieb. Heute unterstützen ein Auszubildender und zwei weitere Angestellte die Familie. Der Hof zeichnet sich durch seine Vielfältigkeit aus: Neben der Milchviehhaltung und dem Ackerbau übernimmt das Team auch Lohnarbeiten mit den eigenen Maschinen für andere Höfe. Sogar um die Selbstvermarktung kümmern sich die Mitarbeitenden selbst.

Referenz

Wir danken dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau in Rheinland-Pfalz, für die Möglichkeit der Zweitverwertung der Inhalte aus der Broschüre "Unternehmensnachfolge Rheinland-Pfalz - Erfahrung abgeben. Zukunft annehmen. Prozess gestalten." auf unserer Webseite. 

Bildquellen und Copyright-Hinweise
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Juliane Kummer Gründung / Referentin

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Juliane Kummer