Das Familienunternehmen hat eine lange Tradition, die bis 1778 zurückreicht. Die aktuelle Übernahmesituation ist stark durch die Erfahrungen der vorangegangenen familieninternen Übergabe von der 6. auf die 7. Generation geprägt.

Brohl Wellpappe steht vor einem bedeutenden Übergang: Klara und Friederike Boltersdorf, Nichte und Tochter des langjährigen Geschäftsführers Maximilian Boltersdorf, übernehmen die Leitung des Unternehmens. Während Maximilian Boltersdorf den Prozess als Übergeber begleitet, bereiten sich die beiden darauf vor, das Unternehmen mit neuen Ideen weiterzuentwickeln.

Herausforderungen und Lehren aus der letzten Nachfolge

Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1989 gab es so gut wie keine Regelungen, wodurch das Unternehmen in eine sehr schwierige wirtschaftliche Situation geriet. Versäumnisse aus der Vergangenheit machten große technische Modernisierungen und strukturelle Veränderungen notwendig. Diese Erkenntnis führte dazu, dass die Familie heute auf eine strukturierte Nachfolgeplanung setzt. Als gut vorbereitete Familienmitglieder sollen Klara und Friederike Boltersdorf Führungsaufgaben übernehmen und die Zukunft des Unternehmens bestimmen.

Eine Familienverfassung als klarer Leitfaden für eine geregelte Nachfolge

Ein zentraler Schritt zur Professionalisierung der Nachfolge war die Einführung einer Familienverfassung, die mit Hilfe eines externen Moderators entwickelt wurde. Diese Verfassung definiert neben Werten, Institutionen und Regelwerken klare Anforderungen an die nachfolgende Generation, um sicherzustellen, dass die Verantwortung tragenden Personen gut vorbereitet sind. Für die Brohl Wellpappe GmbH & Co. KG ist es entscheidend, dass sich die beiden Nachfolgerinnen auch außerhalb des Familienunternehmens bewiesen haben und Führungskompetenzen nachweisen können.

Klara und Friederike Boltersdorf haben extern berufliche Erfahrungen gesammelt. Klara Boltersdorf war mehrere Jahre in einem Hamburger Start-up beschäftigt und hat dort Prozesse sowie die Supply Chain Abteilung als solches aufgebaut. Hierbei hat sie erlebt, wie wichtig es ist, in einem Umfeld zu arbeiten, mit dem sie sich identifizieren kann. Friederike Boltersdorf war in der Unternehmensberatung tätig, hat dort an verschiedenen Projekten gearbeitet und konnte wichtige Führungsqualitäten entwickeln. Während dieser Zeit wurde ihr Wunsch immer stärker, sich nicht dauerhaft für andere, sondern für ihre eigene Sache engagieren zu wollen – für das Familienunternehmen.

Die Familienverfassung legt außerdem fest, dass Entscheidungen über die Geschäftsführung von externen Beiratsmitgliedern getroffen werden. Dadurch soll vermieden werden, dass Familie über Familie entscheidet. Dies sorgt für Transparenz und vermeidet Konflikte. Ein wichtiger Bestandteil der Verfassung ist auch die Verpflichtung zur Kommunikation innerhalb der Familie, weswegen sich die Unternehmerfamilie jährlich zu gemeinsamen Wochenenden trifft. Hierbei liegt der Fokus neben dem Unternehmen auf dem familiären Zusammenhalt.: „Das stärkt das Vertrauen und hilft, mögliche Konflikte frühzeitig zu erkennen“ erklärt Friederike Boltersdorf.

Tochter sein und als Führungspersönlichkeit wirken

Die externen Erfahrungen halfen beiden Nachfolgerinnen, wichtige fachliche Kompetenz für die künftige Unternehmenssteuerung aufzubauen. Darüber hinaus haben sie auch erfahren, wie wichtig es in der Führungsverantwortung ist, ein reflektiertes Selbstbewusstsein zu entwickeln. „Die größte Herausforderung war für mich, aus der Rolle der Nichte herauszutreten und als Führungspersönlichkeit wahrgenommen zu werden“ erklärt Klara Boltersdorf. Und auch das Engagement in der Region ist bei Brohl Wellpappe über Generationen hinweg wichtig. Das Unternehmen unterstützt lokale Vereine, Kulturveranstaltungen und soziale Initiativen. „Das stärkt nicht nur die Attraktivität des Standorts, sondern zeigt auch, dass wir uns als Teil der Gemeinschaft verstehen“ fügt Friederike Boltersdorf hinzu.

Tipps von Maximilian, Friederike und Klara Boltersdorf

  • Netzwerken und Lernen: Tauscht Euch aus, lernt von den Erfolgen und Fehlern anderer und lasst Scheitern als Teil des Wachstumsprozesses zu.
  • Externe Erfahrungen sammeln: Arbeitet zunächst außerhalb des Familienunternehmens, um Selbstbewusstsein zu gewinnen und unterschiedliche Perspektiven kennenzulernen.
  • Charakter und Haltung: Mögt Menschen, seid bereit, anzupacken und akzeptiert, dass nicht jede Lösung perfekt sein muss.

Unternehmensnachfolge als Herausforderung und Chance betrachten

Die Übergabe bei Brohl Wellpappe erfolgt in einem fließenden Prozess. Maximilian Boltersdorf gibt nach und nach Verantwortung ab, begleitet die nächste Generation aber weiterhin beratend. Entscheidungen werden gemeinsam getroffen, trotzdem lässt er den beiden Nachfolgerinnen den Raum, eigene Ideen einzubringen. Ihm geht es dabei darum, Vertrauen aufzubauen und sie eigene Wege finden zu lassen.

„Die Herausforderung besteht darin, einerseits die bewährten Strukturen zu erhalten und andererseits offen für Innovationen zu bleiben. Aber genau darin liegt auch die Stärke unserer Zusammenarbeit“ so Klara Boltersdorf. Darüber hinaus möchten sie die familiäre Unternehmenskultur weiterentwickeln und fördern. Die langjährige Bindung vieler Mitarbeitender, sogar über Generationen, schafft Vertrauen und ein starkes Gemeinschaftsgefühl.

Der Nachfolgeprozess von Brohl Wellpappe zeigt, wie die Übernahme als strategischer und persönlicher Prozess gestaltet werden kann, wenn die Generationen gut zusammenarbeiten. Maximilian Boltersdorf beschreibt seine Rolle so: „Dass die nächste Generation der Familie das Unternehmen übernehmen möchte, motiviert mich und ist der Antrieb, das Unternehmen kontinuierlich weiterzuentwickeln“, und Klara Boltersdorf konstatiert: „Nachfolge ist eine Herausforderung, aber auch ein Signal der Zuversicht für die Mitarbeiter und eine Chance, sich natürlicher dem Wandel der Zeit zu stellen“.

Beschreibung des Unternehmens

Die Brohl Wellpappe GmbH & Co. KG ist ein familiengeführter Hersteller von Verpackungen und Displays aus Wellpappe, der sich auf konsequent kundenorientierte Lösungen für unter anderem Lebensmittel, Getränke und Konsumgüter spezialisiert hat. Mit rund 700 Mitarbeitenden an Standorten in Deutschland und den Niederlanden bietet das Unternehmen ein Portfolio von einfachen Verpackungen bis hin zu komplexen Präsentationslösungen.

Referenz

Wir danken dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau in Rheinland-Pfalz, für die Möglichkeit der Zweitverwertung der Inhalte aus der Broschüre "Unternehmensnachfolge Rheinland-Pfalz - Erfahrung abgeben. Zukunft annehmen. Prozess gestalten." auf unserer Webseite. 

Bildquellen und Copyright-Hinweise
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Juliane Kummer Gründung / Referentin

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Juliane Kummer