Die zeitintensiven Herausforderungen als Gebietsleiterin für zwölf Niederlassungen tauschte Eva Krotwaart nach der Geburt ihrer Zwillinge gegen eine flexiblere Tätigkeit im selben Konzern: den Aufbau einer Weiterbildungsakademie. Viele Jahre lang verantwortete sie die Rekrutierung, Weiterbildung und Integration von arbeitslosen Menschen in kaufmännischen, gewerblichen und, technischen Gewerken. „Arbeitsplätze sind mir seither heilig“, sagt Eva Krotwaart, „ein Leben ohne Arbeitsplatz ist eine große Belastung.“ Gerade deshalb sieht sie den Schutz der Unternehmen an erster Stelle – denn sie sind die Basis für sichere Arbeitsplätze.

Die Diplom-Betriebswirtin Eva Krotwaart war mehr als zwanzig Jahre im Management eines Personaldienstleistungskonzerns tätig. Als sie 2018 in den elterlichen Handwerksbetrieb eintrat, konnte sie viele Erfahrungen einbringen, und gleichzeitig gab es `dicke Bretter zu bohren´.

Bei der Betriebsübernahme bringt Eva Krotwaart ihre Erfahrungen in den Gebieten Personal und Qualifizierung sowie ihre Überzeugung vom Wert der Arbeit in den väterlichen Haustechnikbetrieb und das Gebäudetechnikunternehmen mit insgesamt rund 60 Beschäftigten ein. Was sie ebenfalls mitbringt, ist die Erfahrung, dass Veränderungen normal sind – auch wenn sie manchmal herausfordernd oder schmerzhaft sind. „Doch im Handwerk ist noch Grundlagenarbeit zum Thema Veränderungsprozesse zu leisten“, ist die Unternehmerin überzeugt.

Nach einem ersten Jahr Assistenz im väterlichen Betrieb übernahm sie die Geschäftsführung der Haustechnik Henry Burmester GmbH und begann damit, digitale Prozesse einzuführen: Moderne Hard- und Software, Möglichkeiten mit Videokonferenzsystemen zu arbeiten sowie Tablets für die Monteure auf der Baustelle sollten folgen. Im Kundendienst werden die Stunden auf die Projekte gebucht und die erfassten Stundenzettel sofort in Rechnungen umgewandelt. „Digitalisierung in der Büroarbeit ist ein absolut notwendiger Schritt“, konstatiert Eva Krotwaart, wir müssen noch mehr in die Digitalität kommen.“ Damit meint sie auch Herausforderungen wie Backups oder die Absicherungen gegen Cyber-Attacken.

Sehr wichtig ist es der Unternehmerin, ihre Beschäftigten bei Veränderungsprozessen und zunehmender Digitalisierung nicht allein zu lassen. Deshalb bietet sie nicht nur fachliche Weiterbildungen an, sondern auch Präventionsseminare, bei denen es zum Beispiel um eine gesunde Haltung zu Veränderungen und fremdgesteuerten Ärgernissen geht.

Für sie selbst galt es im väterlichen Handwerksbetrieb zunächst einmal zu verstehen, dass beispielsweise halbfertige Arbeiten oft auf Basis von Erfahrung eingeschätzt wurden. „Was das für eine Betriebswirtschaftliche Auswertung bedeutet ist wichtig. Aber es aus den Köpfen in die digitalen Systeme zu überführen, um die Ertragslage jederzeit zu kennen, da waren dicke Bretter zu bohren“, erinnert sich Unternehmerin Krotwaart.

Den Unternehmenswert bestimmen gelingt im Netzwerk von Experten

Innerhalb von fünf Jahren hat Eva Krotwaart die Anteile von ihrem Vater sowie dem ehemaligen Co-Geschäftsführer übernommen und leitet seit Ende 2024 beide Handwerksunternehmen als geschäftsführende Gesellschafterin. Bei der Wertermittlung erhielt sie wertvolle Unterstützung durch die Betriebsberatung der Handwerkskammer. Für beide Firmen erfolgte eine AWH-Bewertung, ein von den Kammern entwickeltes Bewertungsverfahren speziell für Handwerksunternehmen. „Das war eine riesige Hilfe“, so Eva Krotwaart, „ein sehr gut strukturiertes Verfahren, ich war überrascht, wie schnell und klar das Ergebnis da war.“ Zu weiteren wichtigen Expertinnen und Experten in ihrem Unterstützungsnetzwerk zählt die Unternehmerin auch ihre Steuerberatung sowie eine spezialisierte Gesellschaftsrechtsberatung.

Neben der Experteneinbindung war im Nachfolgeprozess über Jahre hinweg auch eine intensive Diskussion und Abstimmung innerhalb der Familie erfolgt. Letztlich verzichteten Eva Krotwaarts Geschwister auf ihre Unternehmensanteile, da der Fortbestand beider Firmen in der Familie nicht gesichert gewesen wäre. Auch hier haben sich die Geschwister untereinander mithilfe eines Anwalts vertraglich für die Zukunft abgesichert, im Interesse ihrer Familien und der Unternehmen. „Es war ein langer Kommunikationsprozess, und dafür sollte man sich die Zeit nehmen“, ist die Nachfolgerin überzeugt, „was allerdings einfacher und kostengünstiger sein könnte, das ist die Steuerlast im Nachfolgeprozess, zum Beispiel die Erbschaftssteuer auf das Verwaltungsvermögen, eine enorme Belastung!“

Tipp von Eva Krotwaart

Ich möchte gerne allen die Angst vor Anwaltsrechnungen nehmen. Diese Spezialisten sind absolut erforderlich.

Unternehmertum im Handwerk durch Netzwerke stärken

Eva Krotwaart setzt sich in verschiedenen Netzwerken des Handwerks dafür ein, dem Handwerk eine stärkere Stimme im politischen und gesellschaftlichen Raum zu geben. „Es gibt ja zu wenige Nachfolgerinnen und Nachfolger, weil das unternehmerische Risiko so hoch ist und sich häufig als Belastung in den Familien auswirkt“, sagt sie und schlägt vor: „Fünf Jahre Steuerstundung für alle Nachfolgen wäre gut.“ Um dem Nachholbedarf bei Digitalisierungsprozessen in vielen kleineren Handwerksbetrieben zu begegnen, wünscht sie sich verlässliche und langfristige Fördermaßnahmen. „Investitionen in Hardware, Software und Lizenzen, Wartungsverträge und Versicherungen, das kann man gar nicht auf einen Schritt schaffen im Handwerk.“ Die Kosten der Meisterausbildung sind häufig auch ein zusätzliches finanzielles Hindernis, sich mit einer Gründung oder Nachfolge selbständig zu machen. Ermäßigte Zinssätze für Neu- und Nachfolgegründungen schlägt Eva Krotwaart vor, um Anreize zu schaffen. Ihr Engagement bringt sie nun auch als Mitglied der Unternehmerfrauen im Handwerk (UFH) ein „Bei der Hauptversammlung war eine tolle Stimmung unter den Frauen. Wir alle wollen die Betriebe stark machen, die Nachfolge voranbringen und den Frauen im Handwerk den Rücken stärken, alle zusammen, das macht Sinn“, ist Eva Krotwaart überzeugt.

Beschreibung der Unternehmen

Die Haustechnik Henry Burmester GmbH besteht seit 55 Jahren. Sie ist im Neubau und bei der Modernisierung von Ein- und Mehrfamilienhäusern spezialisiert auf Lüftungstechnik, Sanitärinstallationen und Heizungsanlagen aller Art, insbesondere Wärmepumpen.

Die GT-Schmitz Gebäudetechnik GmbH wurde 2018 als Spezialist für die Modernisierung von gewerblichen Bestandsgebäuden wie Kindergärten, Schulen, aber auch Nutzungsumwidmungen gegründet. Beide Unternehmen haben heute ihren Sitz in Neuwied.

Referenz

Wir danken dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau in Rheinland-Pfalz, für die Möglichkeit der Zweitverwertung der Inhalte aus der Broschüre "Unternehmensnachfolge Rheinland-Pfalz - Erfahrung abgeben. Zukunft annehmen. Prozess gestalten." auf unserer Webseite. 

Bildquellen und Copyright-Hinweise
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Juliane Kummer Gründung / Referentin

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Juliane Kummer