Seit 2007 arbeitet Nachfolger Huber in dem Ingenieurbüro im pfälzischen Frankenthal. 2017 übernahm er zunächst eine Abteilung und wurde 2021 einer von derzeit drei Geschäftsführern. Der Schritt in die Geschäftsführung war bereits ein wichtiger Meilenstein in Richtung der geplanten Firmennachfolge. „Für unsere Kundschaft ist es enorm wichtig, unsere Kompetenz und Leistungsfähigkeit langfristig einschätzen zu können. 90 Prozent unserer Kundinnen und Kunden arbeiten über Jahre und Jahrzehnte auch in größeren Zeitabständen immer wieder mit uns zusammen, das erfordert viel Vertrauen“, erläutert Christian Huber die Bedeutung einer schrittweisen Nachfolgelösung für die Außenkommunikation.

Sein hoch spezialisiertes Ingenieurbüro hat Erwin Nößler nicht nur mitgegründet, sondern auch über Jahre hinweg zu einem etablierten Unternehmen aufgebaut. Warum der Unternehmer seine Übergabe gemeinsam mit seinem Nachfolger Christian Huber bewusst über einen längeren Zeitraum plant, erschließt sich auch aus dem Geschäftsmodell der Firma.

Das Ingenieurbüro übernimmt für Bauherren die gesamte Planung und Überwachung in den Bereichen Elektrotechnik und Telekommunikation. Der Prozess reicht von der Konzeptentwicklung über die verschiedenen Planungsphasen, wie Ausschreibung der Handwerkerleistungen und Betreuung in der Ausführungszeit bis hin zur Abnahme und Übergabe. „Würden wir bei einem Großkunden oder auch bei einer Kommune heute mit dieser und morgen mit jener Ansprechperson auftreten, dann würden wir die Reputation, die wir über Jahrzehnte aufgebaut haben, schnell gefährden“, so Erwin Nößler, „die Außenwirkung muss man bei der Nachfolgegestaltung immer gut im Blick behalten.“

Transparenz im Nachfolgeprozess fördert das Engagement der Beschäftigten und die Bindung der Mitarbeitenden an das Unternehmen

Mit Blick auf die internen Prozesse bei einer Nachfolgeregelung haben Nößler und Huber frühzeitig eine Strategie zur Nachbesetzung von Schlüsselpositionen in die Wege geleitet und kommunizieren in der Firma offen darüber. „Die jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen mitbekommen, dass hier ein Wandel stattfindet und auch, dass sie ihre Ideen und Fähigkeiten in die Veränderungsprozesse einfließen lassen können“, unterstreicht Christian Huber die Bedeutung von Transparenz im Nachfolgeprozess. Erwin Nößler ergänzt stolz „Wir werden regelmäßig von den Kammern ausgezeichnet, weil wir sehr gute Auszubildende haben, das soll so bleiben.“ Das Ingenieurbüro bildet in den Berufsfeldern technische Systemplanung sowie Bürokommunikation aus und sammelt dabei positive Erfahrungen mit Menschen, zum Beispiel aus der EU, Syrien und der Ukraine. Zudem bietet das Unternehmen vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten für seine Mitarbeitenden, zum Beispiel interne und externe Fort- und Weiterbildungen, interne Aufstiegsmöglichkeiten, Unterstützung bei privater schulischer Weiterbildung.

Da das Ingenieurbüro stark auf die fachliche Kompetenz seiner Mitarbeitenden angewiesen ist, gründete Erwin Nößler vor Jahren eine Mitarbeiterbeteiligungsgesellschaft. Schlüsselpersonen in der Firma konnten sich bei Interesse beteiligen. Erwin Nößler meint, dass es damals eine gute Initiative war, seinen Beschäftigten auf diese Weise Sonderzahlungen zu leisten und Wertschätzung zu zeigen. Inzwischen hat er die Anteile ausgeschiedener Beschäftigten selbst übernommen. Er überlässt es seinem Nachfolger, ob er die Gesellschaft in Zukunft vielleicht reaktivieren will: „Die Gesellschaft ist da, aber was er daraus macht, das ist seine Sache“, so Nößler, „für mich jedenfalls war es weniger eine Beteiligungsgesellschaft als vielmehr eine Mitarbeiterbindungsgesellschaft.“

Tipps von Christian Huber

  • Die Beschäftigten sollen einschätzen können: Wie sieht es in Zukunft für mich in der Firma aus? 
  • Eine authentische Außendarstellung ist im Nachfolgeprozess enorm wichtig.

Tipp von Erwin Nößler

  • Geld ist nicht alles! Das Unternehmen muss den Kaufpreis auch erwirtschaften können, damit es eine gute Zukunft für alle gibt.

Ein über lange Zeit angelegter Nachfolgeprozess mit Vorteilen und Herausforderungen für beide Seiten

Als Christian Huber in die Geschäftsführung des Ingenieurbüros eingestiegen ist, hat er den Vorteil gesehen, langsam Erfahrungen aufzubauen und Verantwortungsfelder kennenzulernen: „Die technische Seite, die beherrschen wir Techniker natürlich, aber die vielen Dinge rundherum, beispielsweise Bankgeschäfte oder Rechtsgebiete im Personalwesen, da muss man hineinwachsen.“ Mit dem Eintritt in die Geschäftsführung war auch die teilweise Übernahme von Geschäftsanteilen verbunden. „Das ist ein großer Schritt. Die Entscheidung will wohl überlegt sein und natürlich gibt es auch Risiken. Ich habe es eingehend mit meiner Familie besprochen. Letztlich war das Angebot, die Nachfolge im Unternehmen anzutreten, eine sehr große persönliche Wertschätzung. Deshalb habe ich zugesagt“, fasst Nachfolger Huber seinen Abwägungsprozess zusammen.

Auch über den Kaufpreis sprechen Nößler und sein Nachfolger Huber immer wieder – noch ist keine Summe festgeschrieben. „Aber wir sind uns einig“, so Erwin Nößler, „da müssen wir dann nochmal mit den Banken und dem Steuerberater sprechen.“ Als die Handwerkskammer eine Wertbestimmung vornahm, bestätigte sich die Reputation des Ingenieurbüros als der entscheidende Wertfaktor. Für den Unternehmer steht dennoch fest, dass er seine Firma an seinen Nachfolger übergeben wird – auch wenn sich der Unternehmenswert nicht vollständig im Kaufpreis widerspiegelt: „Mir geht es darum, dass die Firma fortbesteht, sich mit all den kompetenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weiterentwickelt“, sagt Erwin Nößler aus voller Überzeugung, „der Preis, der ermittelt wurde, damit würde ich am Markt bestimmt auch jemanden finden, vielleicht einen Investor, der ihn bezahlen könnte. Aber mir würde es nicht gut gehen damit.“

Beschreibung des Unternehmens

Das Ingenieurbüro INeTEC GmbH ist im Bereich der Planung und Projektierung der technischen Gebäudeausrüstung - elektrischen Anlagen sowie Fernmelde- und informationstechnischen Anlagen tätig. Mit der Spezialisierung auf Neuplanung und Planungsänderung bzw. Sanierung von bestehenden Anlagen hat die INeTEC Stammkundschaft in der Industrie, bei der Bahninfrastruktur und der öffentlichen Hand, wie Städte und Gemeinden.

Referenz

Wir danken dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau in Rheinland-Pfalz, für die Möglichkeit der Zweitverwertung der Inhalte aus der Broschüre "Unternehmensnachfolge Rheinland-Pfalz - Erfahrung abgeben. Zukunft annehmen. Prozess gestalten." auf unserer Webseite. 

Bildquellen und Copyright-Hinweise
  • © filadendron/amtitus / Getty Images – Grafik_Puzzle.jpg
  • © filadendron/Caramel / Getty Images – Grafik_Anführungszeichen.jpg
  • © Designer / Getty Images – Grafik_Lupe_01.jpg
  • © Dirk Thiesen / Privat/Non-kommerziell – D2_INeTEC.jpg

Podcast "Chance Unternehmensnachfolge"

Erhalten Sie praxisnahe Einblicke in gelungene Nachfolgelösungen und erfahren Sie, wie Organisationen Unternehmensnachfolgen erfolgreich unterstützen.

zum Podcast

Juliane Kummer Gründung / Referentin

06196 495-2820
Juliane Kummer