Zum 02.01.2024 hat Nachfolger Wöschler den Betrieb übernommen. „Wir haben drei bis vier Jahre im Voraus angefangen, uns mit der Unternehmensnachfolge auseinanderzusetzen“, erzählt er. Schon während seiner Weiterbildung zum Betriebswirt suchte er gemeinsam mit seinem Vater externe Beratung – vor allem die Handwerkskammer (HWK) spielte dabei eine zentrale Rolle. „Die Beratung war exzellent und sie begleitet uns bis heute regelmäßig, um weiter zu optimieren“, reflektiert Paul Wöschler.

Paul Wöschler wusste früh, dass er den Malerbetrieb seines Vaters übernehmen würde – doch eine erfolgreiche Nachfolge braucht mehr als nur den richtigen Zeitpunkt. Schritt für Schritt wuchs er in seine neue Rolle hinein und meisterte die Herausforderungen der Betriebsübernahme.

Die HWK war nicht die einzige Unterstützung, die für die Nachfolge in Anspruch genommen wurde. „Man braucht ein starkes Team an Profis – einen Steuerberater, einen Anwalt oder am besten noch einen Betriebsberater. Und natürlich war mein Vater mit seiner 30-jährigen Erfahrung eine riesige Hilfe“, erzählt Paul Wöschler. Trotz sorgfältiger Planung lief nicht alles fehlerfrei. Doch für Wöschler zählt vor allem eines: Aus Fehlern lernen und weitermachen.

Ein wichtiger Aspekt der erfolgreichen Übergabe an Nachfolger Paul war die klare Aufgabenverteilung zwischen Vater und Sohn. Um Überschneidungen zu vermeiden, übernahm der Vater während der Übergangsphase weiterhin den Erstkontakt mit der Kundschaft sowie die Angebotserstellung, während Paul Wöschler sich um die Umsetzung der Aufträge mit seinem Team kümmerte. So arbeiteten sie harmonisch zusammen, ohne sich bei den Abläufen in die Quere zu kommen.

Vom Handwerker zum Chef: Herausforderungen während der Unternehmensnachfolge

Die Übernahme eines Betriebs bringt viele Herausforderungen mit sich – auch wenn sie gut geplant ist. „Ich war lange auf der Baustelle tätig, aber von dem umfangreichen bürokratischen Apparat, der im Hintergrund läuft, hatte ich anfangs kaum eine Ahnung“, gibt Paul Wöschler ehrlich zu. Sowohl übergeordnete Themen wie Versicherungen, Steuern und Personalführung als auch scheinbar kleine Details wie die Urlaubskasse stellten anfangs eine große Herausforderung dar. Doch mit der Zeit wurde der Berg kleiner: „Der Wald lichtet sich und man beginnt, den Durchblick zu bekommen. Das ist ein gutes Gefühl.“

Eine der größten persönlichen Herausforderungen war anfangs in der vollen unternehmerischen Verantwortung das Treffen von Entscheidungen: „Plötzlich bist du derjenige, der sagen muss: ‚Geht das oder geht das nicht?‘ – und das kann Folgen haben.“ Ein Beispiel aus dem Alltag: „Wir streichen Fassaden, das Wetter spielt nicht immer mit. Also stellt sich oft die Frage: Können wir noch streichen oder riskieren wir, dass die Farbe verläuft und wir doppelte Arbeit haben?“ Nicht jede Entscheidung ist auf Anhieb die richtige – aber am Ende wir ein Ergebnis geliefert, das überzeugt. Paul Wöschler ist sich aber sicher und sagt voller Selbstbewusstsein: „Fehler passieren, das gehört dazu. Nur auf diese Weise lernt man und es ist wichtig, sich spontan anzupassen.“

Unterstützung holt er sich aus einem starken Netzwerk von Steuerberatungen, der Anwaltschaft sowie Unternehmensberatungen. Seine wichtigste Erkenntnis: Flexibilität ist der Schlüssel. Man darf sich nicht an Problemen festbeißen, sondern muss agil bleiben und neue Lösungen finden. Mit jedem Schritt wächst das Selbstvertrauen.

Vom Meistertitel zur Unternehmensführung – Was die Ausbildung mitgibt und wo sie verbessert werden kann

„Die Meisterschule hat mir ein starkes Fundament gegeben – aber sie hat mir nicht sofort alle Fähigkeiten vermittelt, die man als Betriebsinhaber braucht“, sagt Paul Wöschler rückblickend. Als er mit 19 Jahren seine Meisterausbildung absolvierte, fehlte ihm noch die Erfahrung, um betriebswirtschaftliche Entschlüsse mit Weitsicht einordnen zu können: „In diesem jungen Alter denkt man nicht automatisch an die langfristigen Auswirkungen einer Entscheidung – das kam erst mit der Praxis.“

Besonders im Bereich Unternehmensführung sieht Nachfolger Wöschler Verbesserungsbedarf an Meisterschulen. Während die Theorie und die handwerkliche Ausbildung solide sind, fehlen ihm praxisnahe Simulationsübungen: „Es wäre sinnvoll, realistische Szenarien durchzuspielen – etwa wie man gute betriebswirtschaftliche Entscheidungen trifft, oder Personalgespräche. Denn Führung will gelernt sein.“ Gerade der Umgang mit Mitarbeitenden sei ein zentrales Thema, das in der Ausbildung noch mehr Raum bekommen könnte. Sein Rat an angehende Meisterinnern und Meister: „Dranbleiben! Die Meisterprüfung kann herausfordernd sein, aber selbst wenn es nicht direkt klappt, sollte man sich nicht entmutigen lassen. Wer durchhält, hat am Ende alle Möglichkeiten.“

Tipps von Paul Wöschler

  • Frühzeitige Planung: Eine gute Vorbereitung minimiert Fehler.
  • Kompetente Beratung: Frühzeitig Expertinnen und Experten hinzuziehen, um den Übergang reibungslos zu gestalten.
  • Bereitschaft zur Weiterentwicklung: Offen für Veränderungen sein und den Betrieb immer weiter verbessern.

Junge Fachkräfte gewinnen – Ein moderner Malerbetrieb als attraktiver Arbeitgeber

Paul Wöschler und sein Team sind stolz darauf, als attraktiver Arbeitgeber 2022 in Rheinland-Pfalz ausgezeichnet worden zu sein. „Das zeigt, dass wir frühzeitig die richtigen Weichen gestellt haben“, sagt er selbstsicher. Diese Anerkennung ist für ihn nicht nur eine Bestätigung, sondern auch eine Motivation, weiterhin ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das sich an den Bedürfnissen junger Fachkräfte orientiert.

Besonders in Zeiten des Fachkräftemangels sieht Paul Wöschler die Notwendigkeit, als Handwerksbetrieb attraktiv zu bleiben: „Früher gab es deutlich mehr Fachkräfte, heute müssen wir aktiv dafür sorgen, dass junge Talente sich für uns entscheiden.“ Ein entscheidender Faktor dabei ist die Digitalisierung. „Unsere Mitarbeitenden verwalten ihre Arbeitszeiten und Aufträge einfach per App – das macht vieles effizienter und entspricht den Erwartungen der jungen Generation“, erzählt er. Paul Wöschler blickt mit Zuversicht in die Zukunft und weiß, dass die Digitalisierung den Arbeitsalltag erleichtert und für eine moderne, zukunftsorientierte Arbeitsweise sorgt. Zusätzlich entsteht für das Unternehmen eine Aufwertung als Arbeitgeber.

Beschreibung des Unternehmens

Der Malerbetrieb Wöschler in Wörth am Rhein steht für ein junges, dynamisches Team, das Wert auf Qualität, Eigenverantwortung und ein modernes Arbeitsumfeld legt. Spezialisiert auf klassische Maler-, Tapezier-, Spachtel- und Verputzarbeiten setzt das Unternehmen auf Perfektion statt Masse. Die Mitarbeitenden werden aktiv in den Arbeitsablauf einbezogen und erhalten Freiraum zur Entfaltung. So verbindet das Unternehmen traditionelle Handwerkskunst mit einem zeitgemäßen Teamgeist.

Referenz

Wir danken dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau in Rheinland-Pfalz, für die Möglichkeit der Zweitverwertung der Inhalte aus der Broschüre "Unternehmensnachfolge Rheinland-Pfalz - Erfahrung abgeben. Zukunft annehmen. Prozess gestalten." auf unserer Webseite. 

Bildquellen und Copyright-Hinweise
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Juliane Kummer Gründung / Referentin

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