Als „echtes Familienunternehmen“ beschreibt Linn Rose die Firma. Damit meint sie nicht nur die langjährige Familientradition, sondern auch den zugewandten und respektvollen Umgang mit allen Beschäftigten. „Ich glaube, dass es in Deutschland viele Familienunternehmen gibt, die genau aus diesem Kitt bestehen und so zusammenhalten“, sagt sie, „Familie wird bei uns großgeschrieben“. Als Fachkräfte gewinnt die Rose Druck GmbH Menschen, die ihre fachliche Qualifikation mit einer familiären Arbeitsweise und Unternehmenskultur verbinden möchten. Linn Rose ist überzeugt: „Das bekommen wir als Unternehmen in Form von langjähriger Treue und viel Engagement von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zurück.“

Linn Rose ist mit dem Familienunternehmen ihres Vaters aufgewachsen und war zunächst als Mitgesellschafterin Teil des Unternehmens. Die Anforderung, in die operative Verantwortung als Nachfolgerin einzutreten, kam jedoch unerwartet.

Innerhalb der Familie schien für Linn Rose eigentlich alles geklärt – sie arbeitete als Kommunikationsdesignerin in München, ihre Schwester würde Ärztin werden und ihr Bruder als Ingenieur den Betrieb eines Tages übernehmen. Als ihr Vater zu einem Gespräch über die Zukunft von Rose Druck einlud, erklärten jedoch Schwester und Bruder, dass sie die Nachfolge nicht antreten wollen. „Plötzlich stand ich in der ersten Reihe. Ich bin nach Hause gefahren und musste nachdenken. Damit hatte ich nicht gerechnet“, erinnert sich Linn Rose. Ihre Überlegungen kreisten vor allem um das Gefühl der Verpflichtung gegenüber einer unternehmerischen Tradition und den ideellen Werten der Firma als Familienunternehmen mit all seinen Mitarbeitenden. Die Verantwortung begann schon damit, die richtigen Kriterien zu definieren, um zu einer Entscheidung für oder gegen ihre Nachfolge im Unternehmen zu gelangen – welche Aspekte müssen berücksichtigt werden, mit jeweils welcher Priorität?

Als Mitgesellschafterin kannte Linn Rose das elterliche Unternehmen recht gut, aber eben nicht das operative Tagesgeschäft. Um herauszufinden, ob sie die Firmenführung übernehmen könnte, begann sie, die betrieblichen Abläufe im Detail kennenzulernen. Dabei stand ihr Vater als Unterstützer fest an ihrer Seite.

Wie eine Nachfolge geplant, geprüft und umgesetzt werden kann

Neben dem Erlernen fachlicher Fähigkeiten war Linn Rose eine zweite Ebene gleichermaßen wichtig – ihre persönliche Weiterentwicklung zur Unternehmerin. Gerade zu Beginn stellten sich ihr grundlegende Fragen: „Wie treffe ich unternehmerische Entscheidungen? Wie prüfe ich sie? Welche Rolle nehme ich ein und welchen Mehrwert soll meine Übernahme dem Unternehmen bringen?“ Zur Reflexion solcher Überlegungen zog Linn Rose externe Beratung hinzu. Eine Coachin mit Erfahrung in der Begleitung von Frauen bei Nachfolgeprozessen half ihr dabei, sich selbst und ihren Vater auf diesen Übergang vorzubereiten – sie auf ihre Führungsrolle, ihn auf das Loslassen. In den Gesprächen wurde deutlich, dass sich bei der Nachfolgeplanung in einem Familienunternehmen die Eltern-Kind-Perspektive auf allen Seiten verändert, nicht nur Vater und Tochter, sondern auch die Rollen der Mutter und der Geschwister waren betroffen. Genau durch dieses Rundumbild gewann Linn Rose schließlich die Sicherheit für den Schritt zur Unternehmerin in der Familiennachfolge.

Dank der Gesellschaftsform einer Familien-Holding waren Eigentumsverhältnisse und operatives Geschäft bereits klar getrennt. Die Druckerei war eine Zeitlang Teil eines Konzerns gewesen, mit dem Rückkauf durch Linn Roses Vater gelangte das Unternehmen zurück in den Familienbesitz. In diesem Zuge erhielten die drei Kinder gleiche, kleinere Anteile, während die Hauptanteile bei den Eltern verblieben. Als Linn Rose Geschäftsführerin wurde, gab es zwar Veränderungen in dieser Position, aber Besitzverhältnisse und operatives Geschäft blieben entkoppelt. „Lediglich im Kreis der Gesellschafter bin ich als Geschäftsführerin mit einer minimalen Stimmmehrheit, das heißt, mit einem Pendel im Falle einer theoretischen Pattsituation ausgestattet“, erläutert Linn Rose ihre Möglichkeiten, bei wichtigen Entscheidungen aus der operativen Tätigkeit heraus das Unternehmen zu vertreten.

Tipp von Linn Rose

Prüfen, immer wieder prüfen
„Nachfolge, will ich das?“
und aus der anderen Perspektive
„Will auch der Übergeber übergeben?“
und auf dem Weg dahin:
Reden, reden, reden!

Im Generationenwechsel die Zukunft mit eigenen Werten gestalten

Als Nachfolgerin hat Linn Rose ihre eigenen Vorstellungen schrittweise ins Unternehmen hineingebracht. Während ihr Vater das Thema Innovation fest in der Familien-DNA der Firma verankert hat, treibt sie ihre Vorstellungen von einem nachhaltigen Geschäftsmodell bei der Rose Druck GmbH konsequent voran.

 

Obwohl ihr Vater noch nicht vollständig aus dem Unternehmen ausgeschieden ist, teilt Linn Rose sich aus Überzeugung die operative Verantwortung mit einem weiteren Geschäftsführer. “Ich glaube, dass wir aktuell in einer Zeit leben, in der es besonders herausfordernd ist, Unternehmen für die Zukunft aufzustellen“, hebt sie hervor. Themen, wie die Transformation der Energieversorgung oder die Digitalisierung mit einer möglicherweise ganz anderen Beschäftigtenstruktur, sind nur einige Beispiele. Linn Rose ist überzeugt: „Wir stehen vor einem fundamentalen Umbau der Wirtschaft. Wir gehen in eine andere Zeit“. Neue Anforderungen werden bei der Finanzierung und seitens des Handels gestellt, sie betreffen die Verarbeitung von Materialien oder auch Gefahrstoffen. „Ich erkenne eine eindeutige Aufforderung an die Unternehmen: „Kümmert euch darum, dass ihr gute und große Schritte in Sachen Nachhaltigkeit macht. Es muss nicht immer die `grüne Null´ sein, aber anfangen ist wichtig, damit das Geschäftsmodell auch in 15 Jahren noch trägt.“

Die konkreten Maßnahmen im Team umzusetzen, hat einen eigenen Wert. Auch wenn die Unternehmensführung im Tandem viel Kommunikation und Abstimmung erfordert, sieht Linn Rose, wie gut es gemeinsam vorangeht. „Wir wollen unser Geschäftsmodell durch Innovation und Nachhaltigkeit zukunftsfähig auszurichten. Enkelfähigkeit braucht einfach mehr Ressourcen!“

Beschreibung des Unternehmens

Rose Druck mit Sitz in Landau ist ein Familienunternehmen in sechster Generation und beschäftigt 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Spezialisiert auf die Produktion von Prospekten, Katalogen, Magazinen und Beilagen realisiert der Betrieb mit modernster Technik individuelle Werbeaktionen für seine Kundschaft. Die Leidenschaft zu Innovationen ist seit Generationen tief im Unternehmen verankert. Um zukunftsfähig zu bleiben, setzt die Nachfolgerin zudem auf möglichst viel betriebliche Nachhaltigkeit.

Referenz

Wir danken dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau in Rheinland-Pfalz, für die Möglichkeit der Zweitverwertung der Inhalte aus der Broschüre "Unternehmensnachfolge Rheinland-Pfalz - Erfahrung abgeben. Zukunft annehmen. Prozess gestalten." auf unserer Webseite. 

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Juliane Kummer Gründung / Referentin

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