Während des ersten Lockdowns entwickelte sich zwischen Tobias Zürn und der Betreiberfamilie Möller des Salischen Hofes eine enge Verbindung. Gemeinsam suchten sie nach Lösungen für die schwierige Situation, renovierten und verbrachten viel Zeit miteinander. In dieser Phase wuchs das gegenseitige Vertrauen, und nach dem Lockdown kam erstmals die Idee auf, dass Tobias Zürn langfristig in die Rolle des Inhabers hineinwachsen könnte: „Familie Möller sprach mich konkret darauf an, ob ich mir vorstellen könnte, den Salischen Hof zu übernehmen.“

Tobias Zürn begann seine Reise im Salischen Hof als Mitarbeiter. Als er am 1. Januar 2020 seine Stelle antrat, hatte er nicht im Entferntesten daran gedacht, eines Tages die Leitung des Hotels zu übernehmen. Doch die Corona-Pandemie stellte alles auf den Kopf.

Anfangs war er unsicher, denn die Verantwortung für ein Hotel, ein Restaurant und ein Team erschien ihm groß. "Ich habe lange überlegt, ob ich mir das zutraue. Einen eigenen Betrieb zu führen, bedeutet eine ganz neue Art von Verantwortung", erinnert sich Tobias Zürn. Doch durch die Unterstützung und das Vertrauen der Familie Möller sowie sein zunehmendes Gefühl, maßgeblich an der Führung des Hofes beteiligt zu sein, wurde sein Interesse an einer Nachfolge immer konkreter. Der entscheidende Moment für Zürn war, als Familie Möller betonte, wie wichtig eine gut vorbereitete Nachfolge sei und ihm eine schrittweise Einbindung anbot. So konnte er sich mit der Rolle vertraut machen und die Verantwortung nach und nach übernehmen. Nach vielen einzelnen Überlegungen, einer intensiven Vorbereitung von maßgeblichen Schritten und Entscheidungen im Nachfolgeprozess wurde Tobias Zürn am 01. Juni 2024 schließlich neuer Inhaber des Salischen Hofs.

Herausforderungen der Betriebsübernahme – Finanzierung und Strukturierung

Die finanzielle Absicherung war ein zentraler Aspekt der Übernahme. Neben der Finanzierung durch die Bank musste auch die Bürgschaftsbank mit ins Boot geholt werden. Hierfür waren umfassende Unterlagen erforderlich: Eine Betriebsanalyse, eine Bewertung durch den Branchenverband von Hotellerie und Gastronomie in Deutschland (DEHOGA) sowie eine weitere unabhängige Einschätzung durch die Industrie- und Handelskammer. Ein IHK-Berater besuchte den Salischen Hof vor Ort, analysierte den Betrieb und sprach mit Tobias Zürn über bisherige Erfolge des Hofes, seine Pläne und das Potenzial des Betriebes. Diese Bewertung spielte eine entscheidende Rolle, um das Vertrauen der Bürgschaftsbank zu gewinnen. Durch die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten konnte die Absicherung der Finanzierung über eine Bürgschaft bereits eine Woche nach Antragstellung genehmigt werden. Damit war der Weg für die die Betriebsübernahme geebnet.

Zusätzlich beschäftigten den Nachfolger auch organisatorische Herausforderungen: „Es gab viele Baustellen, die wir parallel abwickeln mussten“, beschreibt es Tobias Zürn rückblickend. Behördengänge, die Umschreibungen im Grundbuch sowie Themen, wie Denkmal- und Brandschutz erforderten wechselseitig präzise, fristgerechte und kreative, pragmatische Lösungen. Zürn setzte auf eine direkte und persönliche Kommunikation, um Verzögerungen zu vermeiden. "Wenn ein neues Dokument benötigt wurde, habe ich mich sofort darum gekümmert – sei es durch einen direkten Anruf oder einen persönlichen Besuch. Nur so konnten wir die Prozesse beschleunigen", berichtet er. Gleichzeitig musste der laufende Betrieb aufrechterhalten werden. Das Hotel war während der gesamten Phase voll ausgelastet. Nachfolger Tobias Zürn sah dies als größte Herausforderung und Glück zugleich, da er permanent zwischen Tagesgeschäft und Übernahmeorganisation jonglieren musste und konnte.

Vom Kollegen zum Chef – Die emotionale Verkündung vor dem Team

Erst kurz vor der Übernahme wurde das Team des Salischen Hofs informiert. Tobias Zürn und Familie Möller hielten die Nachfolgeentscheidung bewusst im kleinen Kreis, um zunächst alle rechtlichen und finanziellen Fragen zu klären. Als Sicherheit geschaffen war und jede Frage beantwortet werden konnte, weihten sie vier Wochen vor der offiziellen Übergabe die Mitarbeitenden ein – bei einem gemeinsamen Grillabend in entspannter Atmosphäre. Zunächst folgte eine kurze Rede von Vorgänger Möller gefolgt von der Verkündung, dass Nachfolger Zürn in seine Fußstapfen treten wird. Nach einem Moment der Stille brach große Freude aus. "Es war ein unvergesslicher Moment. Zu wissen, dass mein Team hinter mir steht, hat mir enorme Sicherheit gegeben", erzählt Tobias Zürn. Die Sorge, dass es Spannungen geben könnte, wenn ein Kollege plötzlich zum Chef wird, erwies sich als unbegründet. Das Team nahm die Nachricht mit Begeisterung auf und unterstützte Neuinhaber Zürn von Anfang an.

Tipps von Tobias Zürn

  • Ehrlichkeit und Offenheit: Legt alle Zahlen und Fakten von Anfang an offen, um später böse Überraschungen zu vermeiden.
  • Ordnung schaffen: Organisiert alle Unterlagen systematisch in klar beschrifteten Ordnern – von Verträgen bis hin zu Bankunterlagen.
  • Unterstützung suchen: Sprecht mit Vertrauten über die Herausforderungen und holt Euch mentalen Rückhalt, um die Belastung zu meistern.

Zusammenarbeit mit den bisherigen Inhabern – Ein gleitender Übergang

Auch nach der Übernahme blieben die bisherigen Inhaber, Ehepaar Möller, dem Betrieb weiterhin verbunden – allerdings mit veränderten Rollen. Ursprünglich war angedacht, dass sie sich sofort zurückziehen, doch schnell wurde klar, dass eine Übergangsphase sinnvoll war. Offene Fragen zu Unterschriften oder organisatorischen Themen machten ihre Anwesenheit wertvoll. "Besonders am Anfang war es beruhigend zu wissen, dass ich jederzeit auf ihre Erfahrung zurückgreifen konnte", sagt Tobias Zürn. Heute haben sie keine Verantwortung mehr, unterstützen aber noch punktuell, sei es bei handwerklichen Arbeiten oder im Frühstücksservice. Frau Möller und Tobias Zürn kümmern sich gerne gemeinsam um die saisonale Dekoration und bringen dabei viel Liebe zum Detail auf. Darüber hinaus verbindet die Drei mittlerweile eine gute Freundschaft.

Im Nachfolgeprozess hat Tobias Zürn erfahren, dass eine Betriebsübernahme nicht mit einem bestimmten Datum beginnt und zu einem fixen Zeitpunkt abgeschlossen ist. "Eine Übernahme ist nur der Anfang. Jetzt geht es darum, den Betrieb weiterzuentwickeln", betont er. Nachfolger Zürn ist sich bewusst, dass eine erfolgreiche Nachfolge Zeit und Vertrauen erfordert. Doch seine Reise mit dem Salischen Hof zeigt, dass bei gegenseitiger Unterstützung und kluger Planung der Schritt vom Mitarbeiter zum Inhaber gelingen kann.

Beschreibung des Unternehmens

Der Salische Hof in Schifferstadt ist ein kleines, charmantes Hotel mit 22 Zimmern und einem Restaurant, welches die regionale Küche auf außergewöhnliche Weise neu interpretiert. Hier steht die Wohlfühlatmosphäre im Mittelpunkt: Gäste sollen sich wie zu Hause fühlen, vom Betreten des Hauses bis zum Verlassen. Mit hochwertigen, regionalen Zutaten schafft das Team ein authentisches Genusserlebnis.

Referenz

Wir danken dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau in Rheinland-Pfalz, für die Möglichkeit der Zweitverwertung der Inhalte aus der Broschüre "Unternehmensnachfolge Rheinland-Pfalz - Erfahrung abgeben. Zukunft annehmen. Prozess gestalten." auf unserer Webseite. 

Bildquellen und Copyright-Hinweise
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Juliane Kummer Gründung / Referentin

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Juliane Kummer