Jeanette Spanier-Stark ist die Tochter von Hermann Spanier, der das Unternehmen 1992 mit einem Geschäftspartner gründete. Als Inhaberin führt die Nachfolgerin den Betrieb seit 2020 gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner Sebastian Bichler in der zweiten Generation fort. Der ist bereits seit über 20 Jahren bei Spanier & Bichler beschäftigt. Im Zuge der Nachfolge wurde der Unternehmensname geändert und der zweite Geschäftssitz in Luxemburg aufgegeben. Der Fokus lag so auf dem Generationenwechsel am Hauptstandort, von dem aus grenzüberschreitend die Kundschaft weiterhin gut betreut werden kann. Die unterschiedlichen administrativen Systeme in beiden Ländern, die sich beispielsweise in abweichenden Gehaltsstrukturen bemerkbar machten, waren somit auch kein Diskussionsthema mehr unter den Beschäftigten.

Jeanette Spanier-Stark und Sebastian Bichler haben 2020 gemeinsam die Nachfolge des Gerüstbauunternehmens angetreten. Eine Nachfolge im Team war dabei die konsequente Weiterführung der beruflichen Entwicklung beider Personen.

Schon als Kind hatte Jeanette Spanier-Stark den Herzenswunsch, ein eigenes Unternehmen zu leiten und fühlte sich früh dem Handwerk verbunden. Als junge Frau absolvierte sie zunächst eine betriebswirtschaftliche Ausbildung abseits von Familie und Heimat, kehrte anschließend aber bestärkt in ihrem Wunsch nach Mitwirkung in den elterlichen Betrieb zurück. Ihre beiden Geschwister hatten sich beruflich in sozialen Bereichen orientiert, so dass sie als einzige potenzielle Familiennachfolgerin in Frage kam. Die logische Schlussfolgerung, dass sie sich als Betriebswirtin auf die Büroorganisation im Unternehmen konzentrieren würde, stellte sich schnell als wenig zufriedenstellend heraus. „Ich brauche das Handwerk, möchte mich draußen auf der Baustelle behaupten“, konstatiert Jeanette Spanier-Stark, „Meine Rolle als Unternehmerin fülle ich durch praktische Erfahrungen im Kerngeschäft unseres Unternehmens aus“. Nach einer Ausbildung und der anschließenden Meisterschule hielt Jeanette Spanier-Stark 2007 den Meisterbrief der Handwerkskammer zur Gerüstbaumeisterin in Händen.

Schon früh hatte der Vater von Jeanette Spanier-Stark mit ihr über die Nachfolge gesprochen. Dabei kristallisierte sich bereits lange vor der Übergabe heraus: Eine Team-Nachfolge gemeinsam mit Sebastian Bichler sollte es werden. „Seit zwanzig Jahren kennen wir uns und seit zehn Jahren war uns beiden klar, dass wir die Nachfolge gemeinsam machen“, so Jeanette Spanier-Stark, „die Gewissheit, einen starken Partner an der Seite zu haben, der einen unterstützt nach dem Motto `ich für ihn und er für mich´, das ist so wertvoll“. Mit diesem sicheren Gefühl konnte gezielt auf den konkreten Zeitpunkt der Übergabe im Jahr 2020 hingearbeitet werden.

Vater und Tochter verbunden durch unternehmerische Innovationskraft und im Wunsch, Handwerksberufe in der jungen Generation moderner zu vermitteln

Den Herausforderungen im Gerüstbau mit neuen Lösungsmöglichkeiten des digitalen Zeitalters zu begegnen, war der Antrieb für Jeanette Spanier-Stark und ihren Vater, parallel zum Gerüstbaubetrieb zwei digitale Startups zu gründen. Ziel war es, Prozesse im Gerüstbau schneller und sicherer zu gestalten. Vater und Tochter gründeten die Moselcopter GmbH, ein Unternehmen, das Drohnen mit hochspezialisierter Kameratechnik einsetzt und präzise Vermessungsdaten, Sichtprüfungen sowie Wärmebildaufnahmen aus der Luft zur Verfügung stellt.

Zudem gründeten sie die SCAFFEYE GbR, ein Unternehmen, das die digitale Verwaltung von Gerüsten ermöglicht. Beide Startups waren in der eigenen Branche anfangs einiger Skepsis ausgesetzt. „Im Handwerk hat man nicht verstanden, warum ein Gerüstbauunternehmen digitale Startups gründet“, fasst Jeanette Spanier-Stark die damaligen Bedenken zusammen. Wichtig findet sie es aber, dass digitale Möglichkeiten im Gerüstbau vor allem auf die junge Generation positiv wirken und dass darüber der Ausbildungsberuf attraktiver wird: „Man muss nicht mehr mit der Perspektive in die Ausbildung gehen, bis zum Renteneintritt körperlich schwer auf der Baustelle zu arbeiten. Die Weiterentwicklung zum Konstrukteur im 3D-Bereich ist für viele junge Leute eine erstrebenswerte Zukunftsaussicht“.

Die Unternehmerin engagiert sich in der Handwerkskammer für die Ausbildungsberufe und die Vermittlung moderner Berufsbilder im Handwerk. Die Spanier & Bichler GmbH ist seit jeher ein Ausbildungsbetrieb. „Inzwischen hat sich die Digitalisierung auch im Handwerk weiter etabliert“, freut sie sich, „aber wir können noch innovativer werden und vielleicht gewinnen wir so auch die eine oder andere junge Frau für das Handwerk und die Nachfolge in unseren Betrieben“.

Tipps von Jeanette Spanier-Stark

  • Sich nicht entmutigen lassen! Es ist wichtig, dass man wirklich an seinen Zielen festhält, egal wie steinig der Weg ist.
  • Nicht so riesengroße Schritte machen, sondern Stück für Stück an seinen Zielen arbeiten, dann wird das auch was werden.

Anerkennung für die Nachfolge als Frau – Augenhöhe reicht aus

Jeanette Spanier-Stark ist überzeugt, dass im Kundenkontakt und in Netzwerken inzwischen zunehmend Gleichberechtigung und Zusammenarbeit auf Augenhöhe selbstverständlich werden. Abwertende Blicke oder Äußerungen kommen nur noch selten in der traditionell männerdominierten Gerüstbaubranche vor: „Mit Anfang 20 hat mich das noch sehr geärgert. Inzwischen habe ich mir ein wesentlich dickeres Fell zugelegt und gelernt, mich nicht an geschlechterspezifischen Vorurteilen aufzureiben, sondern mich elegant zur Anerkennung durchzuboxen.“ In gemischten Netzwerken des Handwerks mit Männern und Frauen fühlt sie sich am wohlsten, aber auch über die Auszeichnung als Gewinnerin in der Kategorie „familieninterne Nachfolge“ des she succeeds awards 2023, den der Verband der Unternehmerinnen in Deutschland auslobt, freut sie sich. Besonders wichtig ist der Unternehmerin aber, dass es in ihrem Gerüstbaubetrieb so richtig gut läuft und die Team-Nachfolge gelungen ist: „Man ist nie alleine, man teilt sich die Sorgen genauso wie die Freuden und das ist eigentlich das Schöne daran“, fasst Jeanette Spanier-Stark zusammen.

Beschreibung des Unternehmens

Das Gerüstbauunternehmen Spanier & Bichler in Longuich im Landkreis Trier-Saarburg ist spezialisiert auf Wetterschutz-Einhausungen und Sonderkonstruktionen, beispielsweise bei der Brückensanierung oder der Kirchenrenovierung. Darüber hinaus deckt der Ausbildungsbetrieb die gesamte Bandbreite des Gerüstbaus ab, vom Einfamilienhaus bis hin zu Hochhäusern. Regionale Tätigkeitsschwerpunkte liegen in Rheinland-Pfalz, Hessen und Luxemburg.

Referenz

Wir danken dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau in Rheinland-Pfalz, für die Möglichkeit der Zweitverwertung der Inhalte aus der Broschüre "Unternehmensnachfolge Rheinland-Pfalz - Erfahrung abgeben. Zukunft annehmen. Prozess gestalten." auf unserer Webseite. 

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Juliane Kummer Gründung / Referentin

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