Als Barbara Krebs das Gästehaus des Warsberger Weinhof 2022 übernahm, erwartete sie ein spannender und intensiver Prozess: Das Weingut ihrer Eltern war 2018 aus Altersgründen stillgelegt worden, während die dazugehörige Straußwirtschaft noch bis 2021 weitergeführt werden konnte. Aufgrund Personalmangels und des nahenden Rentenalters ihrer Mutter, kam es Ende 2021 zu Gesprächen ob und wie eine Unternehmensnachfolge stattfinden kann. Die Hotelbetriebswirtin Barbara Krebs überlegte nicht lange und entschied sich, das Gästehaus weiterzuführen – jedoch mit einer neuen Ausrichtung. Gemeinsam mit ihrem Partner verwandelte sie das traditionelle Gästehaus des ehemaligen Weingutes in ein moderne Boutique Hotel mit Weinwirtschaft. Der alte Gewölbekeller des gegenüberliegenden Weingutes wird weiterhin für Verkostungen genutzt – nun mit Weinen regionaler Winzer und besonderen "Schatzkammerweinen" aus dem alten Bestand ihres Vaters.
Dass Barbara Krebs eines Tages den elterlichen Betrieb übernehmen würde, war zunächst ungewiss. Wie sie gemeinsam mit ihrem Partner den Betrieb neu ausgerichtet hat, ist eine Geschichte von Mut und gelungenem Balanceakt zwischen Tradition und Moderne.
Der Wandel war mit erheblichen Investitionen und organisatorischen Hürden verbunden. „Die größte Herausforderung war die Neugestaltung des Hauses“, erinnert sich Barbara Krebs, und meint damit nicht nur die erhebliche Investitionssumme. Besonders die Umstellung von einem saisonalen auf einen ganzjährigen Betrieb erforderte eine vorausschauende Planung: „Wir mussten lernen, anders zu arbeiten – mit mehr Organisation, langfristiger Personalplanung und einem erweiterten Angebot, das unsere Gäste das ganze Jahr über anspricht.“ Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten zeigt sich heute, dass die Entscheidung richtig war: „Die Gäste nehmen das Konzept begeistert an.“
Familienzusammenhalt als Schlüssel zum Erfolg – Wie die Verbindung von Tradition und modernen Strukturen eine vielfältige Gästestruktur schafft

Um den Betrieb effizient zu führen, setzt die Nachfolgerin auf ein klares Konzept und die Unterstützung ihrer Angehörigen. Ihre Eltern und die Familie ihres Partners übernehmen feste Aufgaben, wodurch Engpässe im Personalbereich ausgeglichen werden können. Diese Zusammenarbeit hat sich bewährt und ist ein wesentlicher Bestandteil des Erfolgs. „Ohne den Rückhalt meiner Familie wäre es kaum möglich gewesen, die Transformation erfolgreich zu gestalten“, betont Barbara Krebs.
Mit der Modernisierung kam auch in die Gästestruktur Bewegung. Dabei war es Barbara Krebs immer wichtig, die Stammgäste ihrer Eltern nicht zu verlieren. „Wir haben darauf geachtet, dass die vertraute Atmosphäre erhalten bleibt. Einige unserer langjährigen Gäste schätzen es besonders, dass meine Mutter noch immer Weinproben gibt.“ Darüber hinaus hat sich das Publikum aber deutlich erweitert. Dank der Zusammenarbeit mit Buchungsplattformen und Reiseveranstaltern zieht der Warsberger Weinhof heute Touristen aus aller Welt an.
Nachfolge mit Weitblick – Pläne für die Zukunft des Warsberger Weinhofs
Auch wenn es noch eine ganze Weile dauert, bis Barbara Krebs den Betrieb an die nachfolgende Generation übergeben wird, macht sie sich bereits Gedanken darüber. Da Krebs keine eigenen Kinder hat, kommt eine familiäre Nachfolgelösung nicht in Betracht. Gerne würde sie potenziellen Nachfolgerinnen oder Nachfolgern die Möglichkeit geben, in die Weinwirtschaft und das Hotelfach hineinzuwachsen, daher versucht sie bereits heute, Jüngere für die Branche zu begeistern: „Wir möchten durch Gespräche und Praktika Interesse wecken, aber leider sind viele junge Menschen unentschlossen, was ihre berufliche Zukunft angeht.“ Ein langfristiges Ziel ist es, junge Talente zu fördern und bestenfalls eine Übergabe an engagierte Mitarbeitende zu ermöglichen. „Es wäre schön, jemanden im Team zu haben, der mit Herzblut dabei ist und sich langfristig vorstellen kann, den Betrieb zu übernehmen“, stellt Barbara Krebs fest. Sollte sich keine geeignete Nachfolge finden, zieht sie einen Verkauf in Betracht.
Tipps von Barbara Krebs
- Klare Absprachen in der Familie: Der Übergebende muss loslassen können und die Nachfolgenden sollten freie Hand haben.
- Sei vorbereitet: Gehe nie blauäugig in die Nachfolge, sondern bringe Erfahrung und Wissen in den Betrieb ein.
- Ein starkes Team ist entscheidend: Ein verlässlicher Partner oder Unterstützer an der Seite machen den Unterschied.
Externe Unterstützung als Schlüssel zur erfolgreichen Unternehmensnachfolge
Während der Übernahmephase spielte auch die Unterstützung durch externe Institutionen eine wesentliche Rolle. Ein Existenzgründungsseminar der Industrie- und Handelskammer verschaffte Barbara Krebs wichtige Einblicke und hilfreiche Kontakte. Insbesondere in finanziellen Fragen erwiesen sich die individuellen Beratungen der Kammer als wertvoll, da sie Zugang zu Fördermitteln und Finanzierungsmöglichkeiten erhielt, die die Modernisierung des Warsberger Weinhofs erleichterten.
Ein besonderes Highlight war der Gewinn des Sonderpreises für eine gelungene Nachfolge im Zuge des von der IHK Trier ausgelobten Wettbewerbs "SELBSTständig IST DIE FRAU". „Diese Anerkennung hat unsere Arbeit nicht nur gewürdigt, sondern uns auch bestärkt, den neu eingeschlagenen Weg weiterzugehen“, sagt Nachfolgerin Krebs stolz.
Für alle, die eine Unternehmensnachfolge planen, empfiehlt Barbara Krebs, sich frühzeitig externe Beratung zu holen. Die Begleitung durch Fachleute kann nicht nur wertvolle Impulse geben, sondern auch helfen, typische Stolpersteine zu vermeiden. „Gerade am Anfang war es wichtig, jemanden an der Seite zu haben, der uns Orientierung gibt. Viele Dinge, an die man selbst nicht denkt, wurden durch die Beratung klarer strukturiert“, berichtet sie. Auch den Erfahrungsaustausch mit anderen Unternehmerinnen und Unternehmern empfand Barbara Krebs als Bereicherung. Für sie steht fest: Eine Unternehmensnachfolge ist immer mit Herausforderungen verbunden – mit Mut, Weitsicht und Unterstützung kann sie erfolgreich gemeistert werden.
Beschreibung des Unternehmens
Der Warsberger Weinhof ist ein charmantes Hotel mit zehn Zimmern im Ortskern von Neumagen-Dhron, dem ältesten Weinort Deutschlands. Neben modernen Übernachtungsmöglichkeiten bietet die Weinwirtschaft mit 30 Sitzplätzen und einer idyllischen Terrasse moseltypische Speisen sowie regionale Weine. Seit der Übernahme 2022 wurde der Weinhof zu einem Ganzjahresbetrieb umgebaut, der seine Gäste mit saisonalen Angeboten und dem ‚Wein der Woche‘ anspricht.
Referenz
Wir danken dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau in Rheinland-Pfalz, für die Möglichkeit der Zweitverwertung der Inhalte aus der Broschüre "Unternehmensnachfolge Rheinland-Pfalz - Erfahrung abgeben. Zukunft annehmen. Prozess gestalten.", auf unserer Webseite.
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