Florian Blesius konnte sich schon immer vorstellen, das elterliche Weingut eines Tages zu übernehmen. Dennoch war es ihm wichtig, nach seiner Ausbildung zunächst in verschiedenen Betrieben im In- und Ausland Erfahrungen zu sammeln. Neben dem fachlichen Wissen war es für seine Nachfolgeentscheidung von zentraler Bedeutung, sich der mit einer Betriebsübernahme verbundenen Arbeitsbelastung und Risiken bewusst zu sein. Eine weitere Voraussetzung war für ihn nicht nur das Einverständnis seiner Frau, sondern auch ihre Bereitschaft, im Betrieb mitzuarbeiten – ein Weingut alleine zu führen, ist nahezu unmöglich. Mit seinen Eltern war im Vorfeld zu klären, ob sie bereit waren, den Betrieb vollständig an ihn zu übergeben und ihn als neuen Chef anzuerkennen.
Bevor Nachfolger Florian Blesius das familiäre Weingut übernahm, schuf er die passenden Voraussetzungen durch Ausbildung, Erfahrungen und klärende Gespräche.
Mit Planung und Weitblick: Wie eine Nachfolge zur Chance wird
Zur Abwicklung der Betriebsübergabe wurden Gespräche mit dem Steuerberater und einem Notar geführt. Vater Blesius brachte zudem wertvolle Erkenntnisse zu den Stärken und Schwächen seiner eigenen Nachfolge ein. Auch der Bauern- und Winzerverband konnte hilfreiche Hinweise für die Übernahme geben. „Es hat sich schrittweise entwickelt. Vorteilhaft war, dass mein Vater frühzeitig gesagt hat, er könnte sich vorstellen, den Betrieb zu übergeben. So hatten wir drei Jahre Zeit, um uns darauf vorzubereiten, wie wir alles am besten regeln“, erinnert sich Florian Blesius, der seit dem 1. Juli 2021 offiziell Inhaber ist.
Dass es heutzutage nicht selbstverständlich ist, ein familiäres Weingut zu übernehmen, weiß er und sieht es auch am Beispiel seiner Schwester, die sich für eine ganz andere berufliche Laufbahn entschieden hat und Lehrerin wurde. „Ich finde, man muss die Verantwortung für einen Familienbetrieb nicht als Belastung sehen, sondern eher als Chance. Man kann etwas Tolles weiterführen und schaffen und trägt jeden Tag Verantwortung für sich selbst“, fasst er seine Motivation für die Nachfolge zusammen. Diese Chance nutzt er, indem er den Charakter des Traditionsbetriebs erhält und ihm gleichzeitig eine innovative Ausrichtung gibt. Eine Anpassung an Trends betrachtet er als notwendig – nicht zuletzt aufgrund der Veränderungen und Herausforderungen auf dem Weinmarkt. Zudem soll das Weingut auch für die nächste Generation attraktiv bleiben.
Modernisierung und Neupositionierung durch die nachfolgende Generation

Aktuelle Kundschaftsinteressen zeigen ein zunehmendes Maß an ökologischen und nachhaltigen Produkten. Gleichzeitig geht der Alkoholkonsum insgesamt zurück. Wo früher noch große Mengen Wein direkt bei den Winzereien vor Ort kofferraumweise gekauft wurden, werden heute geringere Mengen von verschiedenen Weingütern gekauft.
Florian Blesius setzt auf Exklusivität und Natürlichkeit, um sich als kleines, besonderes Weingut zu positionieren. Als Reaktion auf die hohe Nachfrage an Marken, die er beobachten konnte, benannte er einen seiner Weine in ‚Tacheles‘ um und gestaltete ein spezielles Etikett – mit großem Erfolg: „Das ist jetzt mit Abstand unser stärkster Wein, der verkauft sich von selbst. Wir haben ihn verschiedenen Supermärkten in Trier und Umgebung angeboten, und von einem Markt bekam ich die Rückmeldung, dass sie noch nie einen Wein hatten, der im Laden so gut funktioniert wie dieser ‚Tacheles‘."
Anders als in der Vorgängergeneration spielen der Onlinehandel und Social Media mittlerweile eine wichtige Rolle in der Branche. Daher war eine von Florian Blesius ersten Maßnahmen beim Einstieg in das Familienweingut der Aufbau eines Online-Shops. Zudem modernisierte er die Website sowie die Preislisten und gestaltete nicht nur die Etiketten der Weine neu, sondern verlieh auch dem gesamten Weingut durch Social-Media-Präsenz ein zeitgemäßes Image.
Tipps von Florian Blesius
- Offen miteinander umgehen.
- Optimistisch an die Sache herangehen, das ist das Wichtigste.
- Ehrlich über alles sprechen.
Netzwerke nutzen, Natur begegnen, Nachhaltigkeit für die Zukunftsgestaltung des Weinguts stärken
Neben der Kundschaft sind die Gegebenheiten der Natur ein entscheidender Einflussfaktor für das Weingut. Sie bringen jedes Jahr neue Herausforderungen mit sich – und auch wenn sich der Klimawandel zurzeit noch positiv auswirkt, wird das Weingut ihm zukünftig die Stirn bieten müssen. Florian Blesius nutzt Netzwerke, um sich mit Winzerinnen und Winzern, die ähnliche Probleme haben, auszutauschen. Seine Kolleginnen und Kollegen trifft er in Fachgruppen, wie beispielsweise den „Moseljüngern“, dem „Maxime Herkunft Mosel e.V.“ und der „Weinelf Deutschland“. Mit ihnen spricht er über verschiedene Themen, wie Exportgeschäfte, Weinbau und den Umgang mit Pilzkrankheiten: „Wir sind viele kleine Familienbetriebe hier an der Mosel und helfen uns gegenseitig. Anders als in einer großen Firma müssen wir alles selbst in die Hand nehmen. Man muss vermarkten, Weinbauer sein und gleichzeitig Hausmeister – so vieles unter einen Hut zu bekommen, ist eine echte Herausforderung. Da finde ich es gut, wenn man Kolleginnen und Kollegen hat, die sich in anderen Bereichen besser auskennen als man selbst.“
Auch Inspiration lässt sich bei anderen finden, wie etwa bei einem Geisenheimer Projekt mit einer Photovoltaikanlage auf den Reben. Derzeit bespricht Florian Blesius mit einer Firma, ob sich ein ähnliches Vorhaben auf seinem Weingut realisieren lässt. So stellt der Nachfolger seinen Betrieb nicht nur durch einen modernisierten Außenauftritt und die Ausrichtung hin zu neuen Kundschaftsbedürfnissen, sondern auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit und ökologisches Wirtschaften zukunftsfähig auf.
Beschreibung des Unternehmens
Das Weingut Blesius an der Mosel ist ein klassisches Familienunternehmen, das seit seiner Gründung 1750 stetig gewachsen ist. Eine herzliche Atmosphäre und die Freude an der Arbeit in und mit der Natur prägen den Geschäftsalltag. Dieses Zusammenspiel aus Landschaft, guter Stimmung sowie dem Genuss von Wein und Essen soll auch auf die Gäste übertragen werden – damit sich ein Besuch im Weingut wie ein kleiner Urlaub anfühlt.
Referenz
Wir danken dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau in Rheinland-Pfalz, für die Möglichkeit der Zweitverwertung der Inhalte aus der Broschüre "Unternehmensnachfolge Rheinland-Pfalz - Erfahrung abgeben. Zukunft annehmen. Prozess gestalten." auf unserer Webseite.
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